Es ist viertel vor 2 Uhr morgens, und ich kann nicht aufhören an sie zu denken.
Folgend meine momentane Situation.
Ich studiere. Medientechnik. Noch. Ich weiß nicht, ob ich das Studium halten kann. Es ist manchmal wirklich schwer, vor allem die Mathe-Anteile – und da ich in den bisherigen 7 Semestern ausschließlich die Fächer gemacht habe, die mir gefallen, bleiben jetzt die übrig, die ich nicht kann. Das hat mich also eingeholt; jetzt bekomme ich die Rechnung für den bisherigen Lebensstil, immer den leichtesten Weg zu gehen. Fuck past me.
Ich versuche dieses Semester zwei Kurse und sehe, wie es wird. Der Professor in einem Fach war sehr zuvorkommend; wir hatten schon ein paar Mails ausgetauscht, ihm ging es auch mal ähnlich schlecht wie mir und er bot seine Hilfe an wo er kann. Danke dafür. Auch wenn ich nicht weiß, wo er hilfreich sein könnte. Naja, das Angebot ist schon einmal sehr nett, und das will ich auch nicht missen.
Nächstes Semester muss ich stark überlegen was ich tue. Das Problem ist, dass ich keinen Unterhalt bis auf die Miete mehr bekomme, das heißt ich muss für meinen Lebensunterhalt parallel arbeiten und das reduziert drastisch die Zeit, die ich studieren kann. Dazu kommt, dass es mir sehr schwer fällt, viel an einem Tag auf einmal zu machen. Ich hatte diesen Donnerstag das erste Mal Vorlesung und danach war ich noch arbeiten und war als ich nach Hause kam so hart fertig dass ich um 19-20 Uhr geschlafen habe. Und ich habe nur 3 Stunden gearbeitet – Eigentlich müsste ich 4, für mein Arbeitspensum, habe ich ausgerechnet, aber mein ausstehender Urlaub verleitet mich, weniger zu arbeiten, weil ich ja Urlaub ansetzen kann. Das summiert sich gerade auch auf.
Arbeit. Ich werde zum 31.10. entlassen werden, weil die Firma sehr schlecht läuft. Ich bin wieder auf Arbeitssuche – yey. Der nächste Job wird der 7. sein, und ich bin 22. Noch hab ich was auf meinem Sparkonto, aber wenn ich davon meinen Lebensunterhalt bestreiten muss, ist das auch bald alle. Naja, ich hatte nie ein großes Problem damit einen Job zu finden; fast jeden Job, für den ich ein Vorstellungsgespräch hatte, habe ich am Ende auch bekommen. Wir werden sehen.
Geldprobleme habe ich wenige momentan. Solange ich einen Job habe und die Miete bezahlt wird, komme ich über die Runden. Mein Sparkonto hat ein bisschen was gesammelt, und das ist gut so – wenn ich nicht sofort einen neuen Job finde, muss das erstmal reichen.
Psyche.
Mir geht es… besser. Als ich diesen Blog transferiert habe, habe ich gesehen, was ich früher so geschrieben habe, und es geht mir auf jeden Fall besser als das.
Doch das heißt nicht, dass es mir gut geht.
Die Faszination des Todes ist immer noch da und allgegenwärtig. Meine Zwangsgedanken lassen mich immer noch permanent vor Züge und von Brücken springen und mich Schusswaffen an meinem Kopf abdrücken. Das gehört für mich zum Alltag, seit vielen Jahren. Aber es ist nichts, an was ich mich gewöhnen würde. Jedes Mal, wenn diese Gedanken oder solche an vergangene Verletzungen mir durch den Kopf schweben ist es als würde ich es (wieder) spüren. Und es tut weh. Ich will das nicht. Aber ich habe keine Wahl – es gibt dafür keine effektive Therapie. Die Medikamente, die ich nehme, wirken bereits gedankenberuhigend, und ich stürze nur noch 1-2 Mal im Monat statt pro Tag ab, also läuft es auf jeden Fall besser. Die Gedanken haben mich also schon schwerer belastet. Aber das heißt nicht, dass es mich nicht belastet.
Ich war in Kliniken. Zwei Mal. Ein Mal kurz nach der Trennung von ihr, und ein mal 1,5 Jahre danach. Der erste Klinikaufenthalt endete mit einem Rauswurf, weil ich mir in einer Phase ein Messer durchs Gesicht zog und leicht blutend durch die Patientenschaft ging. Ich gebe ihnen keine Schuld – sie mussten mich rauswerfen. Der zweite endete relativ früh – innerhalb der üblichen Entlassungszeit, aber am Anfang derselben. Ich wollte nicht noch wochenlang dableiben, und ein Zwischending gab es wegen Weihnachten nicht. Also ging ich – “ungeheilt”.
Zumindest eines brachte mir der Klinikaufenthalt: Ich lernte, auch mal die Klappe zu halten. Ich musste unterschreiben, damit ich wieder aufgenommen werde, dass niemand herausfindet, dass ich in der SM-Szene bin, um eine erneute Eskalation zu vermeiden (so etwas passierte während meines ersten Aufenthalts). Also hielt ich die Klappe, während am Frühstückstisch offen Ageplayer stark diffamiert und für völlig krank erklärt wurden. Es war hart, aber ich wollte es schaffen. Wenn mir der Klinikaufenthalt eins gebracht hat, dann auch mal die Klappe zu halten.
Ich bin in Therapie. Seit Jahren, ambulant zusätzlich zu den stationären Aufenthalten. Ich weiß nicht, ob es viel hilft, aber ich weiß, dass ich mich danach immer wieder beschissen fühle, bis dahin, dass ich nicht zur Arbeit gehe. Ich werde aber weitermachen. Vielleicht hilft es tatsächlich – und vielleicht merke ich es irgendwann.
Und immer wieder, seit der Trennung unverändert, muss ich an sie denken. Ich kriege sie einfach nicht aus dem Kopf, und die Gründe der Trennung, die auch für mich für eine sprachen, verblassen immer mehr. Ich schätze, dieser Part ist normal – aber nicht, dass ich unverändert fast täglich mindestens zwei Gedanken an sie verliere. Zwangsgedanken, Erinnerungen, könnte sie das sein auf der anderen Straßenseite?, mal ihre Facebook-Page aufrufen – oh, sie hat keine mehr oder mich auf einmal doch blockiert, dann die ihrer Mutter. Oha, sie war schon wieder im Krankenhaus. Doch mal die Mutter anschreiben und fragen wie es ihr geht.
Soll ich?
Ich weiß es nicht. Ich hab keine Ahnung. Aber wenn das so weitergeht, werde ich es früher oder später sowieso tun. Ich habe auch letztendlich letzte Weihnachten diesen Brief geschrieben, indem ich ihr sagte, dass ich in uns immer noch freundschaftliches Potential sehe. Ich schickte ihn per Post und per Mail – eine Antwort ist nie gekommen. Eine gemeinsame Freundin sagte, sie wüsste nicht was sie darauf antworten soll. Naja. Vielleicht sollte ich ihr doch nicht schreiben.
Oder doch?
Die Zeit heilt einen Scheiß.
Es tut mir alles so Leid, was passiert ist. Ich wünschte, ich könnte meinem früheren Ich sagen, dass ich in Therapie gehöre. Dass ich eine Borderline-Persönlichkeitsstörung habe, dass ich in schweren Depressionen liege und Emotionen für mich wie Quantenphysik sind, mit noch weniger Rationalität. Vielleicht hätte ich gesehen, dass ich sie nicht werde teilen können, und sie nicht mit der Bekannten schlafen lassen, die mich heute noch hasst und nichts mit mir zu tun haben will, weil ich ihr unter anderem die Schuld gab, dass ich mich danach scheiße und Eifersüchtig fühlte. Jetzt ist sie in einer glücklichen Beziehung, sogar SMler – und auf jeder SM-Veranstaltung, die ich besuche, halte ich Ausschau nach ihr und ihrem Freund, und meiner Ex. Ihm werde ich wahrscheinlich eh bald begegnen, da er dort arbeitet, wo ich hin und wieder zu Besuch bin, aber mehr als was sie erzählt hat, dürfte er nicht gegen mich haben. Ich unterstütze ihn auf Patreon, weil ich Teile seiner Arbeit mag. Oder mal mochte – es tut mir Leid, aber seit ihr zwei zusammen seid, ist die Qualität und die Quantität eingebrochen…
Ich wünschte, ich könnte mich für das alles entschuldigen. Und ich wünschte, wenn ich es täte, dass es ankäme. Ich will nicht, dass mich irgendjemand hasst. Ich will mit jedem irgendwie klarkommen. Und mit ihr war ich gern befreundet.
Ich bin kein Mensch, der jedem alles recht machen will. Es gibt da diesen Troll in einem der Chaträume, die ich frequentiere, der jeden Ban evadet, den ich absolut nicht ausstehen kann. Und den hasse ich tatsächlich. Doch es allen Recht machen wollen und von niemandem gehasst werden wollen ist nochmal ein Unterschied. Zweiteres ist bei mir nicht der Fall. Und das bringt mich dazu, mich selbst zu verabscheuen für das, was ich getan habe, was das verursacht hat. Ich kann mir selbst nicht verzeihen. Wenn es schon andere nicht können… Wie kann dann ich?
Ich habe mittlerweile Freunde. Ein paar. Ich treffe regelmäßig ein Mädchen, die mit mir diverse Filme und Dr. House schaut. Das ist jedes Mal spaßig; sie kommt aus dem Wohnheim. Wenn ich hier ausziehe – und das muss ich bald, da meine Höchstwohndauer in einem dreiviertel Jahr ausläuft – ist das garantiert vorbei, nur für Filme nimmt fast niemand Weg auf sich. Und ja, das impliziert dass sie es nicht wegen mir tun würden. Dass das irgendjemand tun würde, ist noch nie in meinem Kopf angekommen. Also versuche ich, den Leuten einen Grund zu geben, ihnen etwas zu bieten – meine Gesellschaft alleine kann ja nunmal nicht ausreichen, nicht wahr?
Darüber hinaus habe ich noch einen Freund aus der Oberstufe, den ich hin und wieder sehe und mit dem ich mich sehr gut verstehe, und ein Mädchen, das mich hin und wieder besucht, wenn ich danach Frage.
Doch das wars auch schon. Mehr ist nicht drin. Alle anderen antworten nicht, wenn ich ihnen schreibe. Irgendwann höre ich damit auf. Wozu weitermachen? Ich bin zwar anhänglich, aber nicht sentimental.
Ich hasse meinen Körper. Mehr denn je. Ich wiege mittlerweile 110kg, weil ich mich kaum bewege, keinen Sport mache und zwei große Mahlzeiten am Tag esse. Aber ich kriege es nicht gestoppt – mir fehlt der Anstoß. Mich selbst zu hassen ist normal für mich, das reicht nicht; ich hasse mich nur einfach immer mehr und immer weiter. Auf Planetromeo, auf der Suche nach potentiellen männlichen sexuellen Kontakten, frage ich als erstes, ob auch jemand mit Bauch in Frage kommt. Ich bin irgendwas zwischen heteroflexibel und pansexuell, und der passive Sex mit Männern gefällt mir. Der aktive allerdings nicht.
Ich habe eine Dom gefunden, die mich auf den Tüdeltreffs im Catonium fesselt. Sie ist 50 – und sehr erfahren. Es macht wirklich jedes Mal viel Spaß, auch wenn es sehr anstrengend ist. Mittlerweile gehe ich deswegen gerne hin. Früher hab ich mich jedes Mal stark überwinden müssen und mich dann zutiefst geärgert, dass ich wieder dort war, wenn ich niemanden gefunden habe, was fast immer der Fall war. Sie verschleißt Spielpartner allerdings relativ schnell, habe ich im Subtext herausgehört, also bin ich gespannt, wie lange das hält. Schon öfter als ein Mal mit jemandem was zu machen sei für sie ungewöhnlich – an mir muss also was Besonderes sein.
Dass mir jemand das beweisen konnte, ist noch nie wirklich passiert.
Abgesehen von ihr.
Es ist 2:30 Uhr morgens, und ich kann nicht aufhören an sie zu denken.